Präsenz & Achtsamkeit – Die Kunst einer tiefgehenden Praxis
In einer Zeit, in der Yoga immer mehr zum Trend wird und oft im Fokus steht, wie perfekt eine Asana aussieht, lohnt sich ein Blick auf die eigentliche Essenz dieser Praxis. Denn eine wirklich berührende Yogastunde lebt nicht von der perfekten Haltung oder dem neuesten Yoga-Accessoire. Sie lebt von Präsenz & Achtsamkeit, von der Verbindung zum Atem und von achtsamer Kommunikation – auch auf nonverbaler Ebene, etwa durch den Blickkontakt.
Dieser Artikel zeigt, wie all diese Aspekte zusammenwirken und warum sie den Unterschied zwischen einer reinen Bewegungsstunde und einer wirklich transformierenden Yoga-Erfahrung machen.
1. Die Kraft der Präsenz – mehr als nur im Raum sein
Präsenz & Achtsamkeit bedeutet im Yoga: vollständig da zu sein. Ohne Ablenkung. Ohne Autopilot. Ein präsenter Yogalehrer oder eine präsente Yogalehrerin spürt die Gruppe, liest die Energie im Raum und unterrichtet nicht nur ein starres Programm, sondern lebt die Stunde – Moment für Moment.
Merkmale präsenter Lehrpersonen:
- Sie sehen nicht nur den Körper, sondern spüren auch die Stimmung und das emotionale Befinden der Teilnehmenden.
- Ihre Ansagen sind ruhig, klar und schaffen Vertrauen.
- Sie unterrichten ohne Eile und Hektik, passen Tempo und Inhalte spontan an.
- Sie geben Raum für Stille und Eigenwahrnehmung.
Diese Art der Präsenz schafft eine Atmosphäre, in der Teilnehmende loslassen können. In einer Welt voller Ablenkungen wird diese echte Begegnung oft als besonders kostbar erlebt.
Präsenz kultivieren – Tipps für Lehrende und Übende:
- Selbstpraxis: Wer selbst übt, unterrichtet authentischer.
- Meditation & Atemübungen: Sie schulen Achtsamkeit und Präsenz im Alltag.
- Flexibilität: Auch vorbereitete Stunden dürfen spontan angepasst werden.
- Digitale Auszeiten: Handy aus, Fokus an.
- Selbstakzeptanz: Präsenz entsteht nicht durch Perfektion, sondern durch Echtheit.
2. Atemwahrnehmung – dein innerer Lehrer auf und jenseits der Matte
In den ältesten yogischen Schriften, etwa den Yoga Sutras von Patanjali, tauchen körperliche Haltungen (Asana) nur am Rande auf. Stattdessen liegt der Fokus auf Pranayama – der bewussten Atemlenkung.
„Wenn der Atem unruhig ist, ist auch der Geist unruhig. Wenn der Atem ruhig ist, ist auch der Geist ruhig.“ – Hatha Yoga Pradipika
Der Atem ist die Brücke zwischen Körper und Geist. Er spiegelt Emotionen, Gedanken und innere Zustände wider – und er kann bewusst beeinflusst werden, um Ruhe, Klarheit und Stabilität zu fördern.

Warum Atemwahrnehmung wichtiger ist als perfekte Asanas:
- Der Atem zeigt deine innere Verfassung: Er verrät, wann du überforderst oder loslässt.
- Er bringt Präsenz in jede Haltung: Eine Asana ohne Atembewusstsein bleibt reine Form.
- Er wirkt direkt auf das Nervensystem: Tiefe, ruhige Atmung aktiviert den Parasympathikus – den Teil des Nervensystems, der für Regeneration und Heilung zuständig ist.
- Er begleitet dich über die Matte hinaus: Atemtechniken kannst du auch in stressigen Alltagssituationen anwenden.
Drei einfache Übungen für mehr Atembewusstsein:
- Atem beobachten: Setze dich für 3 Minuten hin, schliesse die Augen, spüre den natürlichen Atemfluss.
- Bewegung mit Atem synchronisieren: Jede Bewegung beginnt mit Ein- oder Ausatmung.
- Atempause: Innehalten, nachspüren, den Atem in einer Haltung bewusst wahrnehmen.
3. Achtsamer Blickkontakt – Verbindung statt Übergriff
Neben Präsenz und Atem ist auch die nonverbale Kommunikation im Yoga wichtig. Ein ehrlicher Blickkontakt kann Wärme und Sicherheit vermitteln – oder Unsicherheit und Druck erzeugen, wenn er unpassend ist.
Positive Wirkung von Blickkontakt:
- Verbindung: Ein kurzer Blick schafft Vertrauen und zeigt „Ich sehe dich.“
- Präsenz: Er signalisiert, dass der Lehrer wirklich da ist.
- Emotionale Tiefe: Laut Studien der Humboldt-Universität Berlin kann Blickkontakt Empathie und Authentizität fördern und wirkt direkt auf das limbische System, das emotionale Zentrum des Gehirns.
Wann Blickkontakt hilfreich ist:
- Zu Beginn der Stunde, um willkommen zu heissen.
- In stabilen, offenen Haltungen, um Sicherheit zu vermitteln.
- Bei Einzelunterricht oder kleinen Gruppen.
- Wenn Teilnehmende den Blickkontakt selbst suchen.
Wann er zu viel sein kann:
- In Rückzugsphasen wie Savasana oder Vorbeugen.
- Bei neuen oder unsicheren Teilnehmenden.
- In emotional sensiblen Situationen oder nach traumatischen Erfahrungen.
Tipps für Lehrende:
- Blickkontakt nur kurz und weich halten.
- Nonverbale Grenzen respektieren.
- Den Blick als Spiegel der eigenen Präsenz nutzen, nicht als Kontrolle.
4. Fazit: Yoga lebt von innerer Verbindung
Eine Yogastunde wird nicht durch perfekte Posen unvergesslich, sondern durch das, was zwischen den Menschen geschieht.
- Präsenz schafft Vertrauen und Tiefe.
- Atembewusstsein führt aus dem Kopf in den Körper.
- Achtsamer Blickkontakt kann Verbindung und Sicherheit vermitteln, wenn er respektvoll eingesetzt wird.
Gemeinsam führen diese Elemente zu einer Praxis, die nicht nur den Körper bewegt, sondern auch Geist und Herz berührt.
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